Unter qwer Punkt com wird ein gerade im Aufbau befindliches (Stand: Ende Oktober 2013) Blogging-System vorgestellt, mit dessen Hilfe man angeblich extrem viele Leser bekommen soll, die auch noch Ihren Blog lieben werden. Aha.
Argumentation:
Man habe sich an Wikipedia orientiert – nicht designmäßg, nein, nein, Design könne Qwer besser – und das Erfolgskonzept übernommen. Wikipedia befinde sich immer ganz oben auf den Suchmaschinen-Ergebnis-Seiten, und das liege an der extrem hohen inneren Verlinkung und dem extrem umfangreichen Content (Inhalt). Also wolle man es ähnlich machen, nämlich ein eigenes Blogging-Netzwerk aufbauen und quasi alle einzelnen Blogs intern untereinander verlinken.
Angebliche Vorteile:
Gerade für eher nicht so versierte Nutzer sei das Angebot optimal, weil man weder eine eigene Domain beantragen noch sich ums Design kümmern bräuchte, denn das liefere ja alles Qwer. Man spare sich ferner auch die Domain- und Hostingkosten. Und: durch Qwer verdiene Ihr Blog automatisch Monat für Monat Geld. Außerdem gebe es keine Vertragslaufzeit, sondern eine jederzeitige Kündbarkeit.
Meine Gegenargumente:
a) Sie bekommen lediglich eine Subdomain bei Qwer, keinen eigenen Domainnamen. Was das für einen Sinn für ein Unternehmen haben soll, will sich mir nicht erschließen. Was macht denn das für einen Eindruck auf Kunden, wenn Ihr Unternehmen noch nicht mal eine eigene Domain hat? Bei privaten Blogs ist es egal, zugegeben, aber an private Blogger dürfte sich das Angebot kaum wenden.
b) Jo, man spart sich die Domain- und Hostingkosten. Diese liegen bei deutschen Webhostern für mittelgroße Hostingpakete im Durchschnitt so bei 60 bis 100 Euro pro Jahr. Statt dessen kann man doch bei Qwer lieber 25 Euro bezahlen. Allerdings pro Monat. Das kommt wohl für private Blogger nicht in Frage und auch kaum für kostenbewusste Geschäftsleute. Oh, fast hätte ich es vergessen: Man kann die Kosten natürlich wieder herein holen, indem man andere Kunden anwirbt. Prima, man wird also zum Klinkenputzer.
c) Es gebe keine Vertragslaufzeit, wird gesagt, und somit könne man jederzeit aussteigen. Nur, so frage ich mich: was passiert denn dann mit dem Blog? Es wird sich wohl kaum so mir nichts, dir nichts, zu einem anderen Betreiber übertragen lassen. Weil es sich eben um ein proprietäres System handelt.
Nachtrag: Die Blogs haben eine eingebaute Import- und Export-Funktion, so dass niemand seine Inhalte verliert.
d) Man verdiene, nur weil das Blog bei Qwer läuft, automatisch Geld damit? Hä? Da gehört doch wohl noch etwas mehr dazu, zum Beispiel interessante Inhalte anzubieten – und diesen wichtigsten Punkt wird Qwer einem wohl kaum abnehmen, auch nicht für 25 Euro pro Monat.
Mein Fazit:
Mir ist die Zielgruppe überhaupt nicht klar. Für private Blogger ist es zu teuer und diesen ist nach meinen Erfahrungen eine gute Suchmaschinen-Platzierung meistens nicht wirklich wichtig. Geschäftsleute, die ein Corporate-Blog aufbauen wollen, sind hier aber auch schlecht bedient. Wollen sie einzig und allein ein Blog betreiben? Ohne ausführlich informative Website drum herum und dann auch noch ohne eigene Domain? Ohne Anpassung an ihr Geschäfts-Design? Kaum vorstellbar.
Der Erfolg eines Blogs hängt im Wesentlichen nicht von der Bindung an einen bestimmten Anbieter ab, auch wenn er einen großen Überbau bietet – sondern vor allem von der eigenen Aktivität. Man muss unter anderem hochwertigen, interessanten Inhalt schreiben. Das kostet Zeit und Mühe, logisch.
Mein Gegenvorschlag:
Viele Webhoster bieten vorinstallierte Blogsysteme an. Diese sind Open-Source-Software und somit lizenzkostenfrei verwendbar und individuell anpassbar. Das Design kann man sich gemäß dem eigenen Corporate-Design von einem Webdesigner erstellen lassen oder aber ein preisgünstiges oder gar kostenloses sogenanntes Theme, also ein Gestaltungs-Thema, auswählen. Meistens lässt dieses sich farblich anpassen und mit individuellen Kopfbildern etc. ausstatten.
Als Alternative kann man auch zum Beispiel bei WordPress.com ein Blog installieren. Wenn es werbefrei sein soll und man einen eigenen Domainnamen haben will, kostet das 80 bis 135 Euro pro Jahr.
Neben WordPress gibt es natürlich zahlreiche andere gute, lizenzkostenfreie Blogsysteme. Oder auch Content-Management-Systeme, die eine News- oder Blogerweiterung beinhalten.