Expression Design ist, wie der Hersteller schreibt, ein Werkzeug für kreative Profis und Entwickler, die Grafiken für Anwendungsoberflächen, das Web oder jedes andere Medium erstellen möchten. Die Software wurde in dieser Version im Jahr 2012 auf den Markt gebracht und ist seit einiger Zeit kostenlos erhältlich. Der Dateiname beinhaltet noch immer den Vermerk »trial«, aber Einschränkungen im Funktionsumfang oder eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht, und so wie ich erkennen kann, darf man es auch im geschäftlichen Bereich einsetzen. Natürlich hat man keinen Anspruch auf Hilfe und Support. Erhältlich ist es für das Windows-Betriebssystem ab XP. Die Hardware-Anforderungen sind moderat, denn die Software soll auf Computern laufen mit 1-GHz-CPU und 1 GiB RAM.
Aber was kann das Programm? Expression Design ist ein Vektorgrafikprogramm. Es verfügt über die in solchen Programmen üblichen Werkzeuge: geometrische Formen (Rechteck, Ellipse, Polygon und Linie), Zeichenstift (Bézierkurve, Polylinie und B-Spline), Freihandpinsel, Text, Füllwerkzeug, Schere, Pipette. Leider werden keine komplizierteren Formen angeboten, etwa Spirale, Stern, Wolke, … Und beim Erstellen eines Polygons wird, so weit ich erkennen kann, auch nicht gefragt, wie viele Ecken es bekommen soll, es wird immer ein Dreieck vorgegeben. Zwar kann man hinterher mit dem Zeichenwerkzeug Vektorpunkte hinzufügen, aber das finde ich im Vergleich zu anderen Vektorgrafikprogrammen doch recht umständlich.
Dennoch kommt man, zumindest wenn es um weniger aufwändige Gestaltungen geht, recht schnell ans Ziel. Die Software bietet Ebenen an, und darüber hinaus lassen sich Objekte, die sich überschneiden, auch bei Mausklick per Kontextmenü in den Vorder- oder Hintergrund verschieben. Beides sind natürlich Grundfunktionen, die ich aber trotzdem nicht unerwähnt lassen wollte. Natürlich lassen sich auch Fotos und sonstige Bitmapgrafiken importieren und in gewissem Umfang bearbeiten oder mit Filtern versehen.
Die Import- und Export-Möglichkeiten sind gut. Es lassen sich alle üblichen Pixel-Bilddateien wie auch Dateien im Postscript-Format öffnen, und außerdem werden Photoshop- und Illustrator-Dateien importiert. Als Exportformat werden alle wichtigen Pixel-Grafikformate angeboten (BMP, JPG, PNG, TIF etc.), als Vektorgrafik-Formate fürs Web SVG und XAML. Als Vektorformat für den Druck findet man PDF vor, doch leider gibt es keine Einstellungsmöglichkeiten. Weder lässt sich ein Farbprofil einbinden, noch kann man angeben, ob in RGB oder CMYK abgespeichert werden soll, geschweige denn, in welcher PDF-Version. Druckereien verlangen in aller Regel PDF/X-3 oder PDF/X-1a. Immerhin wandelt das Programm Fonts in Kurven um.
Dass Micorosoft dieses Expression Design 4 als »Werkzeug für kreative Profis und Entwickler« anpreist, finde ich ein wenig übertrieben. Zwar ist die Software durchaus brauchbar und hat eine schöne Benutzeroberfläche, aber einige Arbeitsschritte sind etwas umständlich und so manche Profifunktion fehlt eben doch.
Nachtrag:
Projekt ist tot
Expression Design wird von Microsoft seit Jahren nicht mehr weiterentwickelt oder auch nur in der letzten Version zum Download angeboten (Stand: Juli 2024).
Ein Fan stellt es aber freundlicherweise zur Verfügung: https://expressiondesign4.com/. Ich habe das nicht ausprobiert und kann nicht garantieren, dass die Software funktioniert, virenfrei ist und legal heruntergeladen werden darf. Microsoft dürfte aber vermutlich nichts dagegen haben, wenn das vom Markt genommene Programm in dieser Form eben doch noch verteilt wird.
Alternative
Wer eine Alternative sucht, ist sicherlich mit dem lizenzkostenfreien InkScape gut beraten, das für verschiedene Betriebssysteme erhältlich ist.
Pixelgrafik-Programme
Wer weniger gestalten, sondern eher Fotos bearbeiten will, sollte statt zu einem Vektorgrafik- lieber zu einem Pixelgrafik-Programm greifen. Der Unterschied wird von IONOS, einem Anbieter von Hosting-Dienstleistungen, im Artikel Pixelgrafik oder Vektorgrafik? Vor- und Nachteile im Vergleich gut erklärt.
Und spreadshirt, ein Unternehmen, bei dem man T-Shirts bedrucken lassen kann, stellt einige Programme zum Bearbeiten von Pixelgrafiken (auch Bitmapgrafiken genannt) vor. Der Artikel Es muss nicht immer Photoshop sein – die 9 besten Alternativen listet sowohl kommerzielle als auch freie Sofware auf. Vor- und Nachteile werden jeweils gegenübergestellt. Somit bekommt man eine Orientierung, welche Software für den eigenen Gebrauch am ehesten in Frage kommt.