Natürlich muss man in einem gestalterischen Beruf kreativ sein.
Keine Website soll aussehen wie eine, die man früher schon einmal gestaltet hat. Und schon gar nicht wie eine, die jemand anders gestaltet hat. Und mit Flyern, Foldern und was es sonst noch alles gibt, ist es genauso. Andererseits lässt sich das Rad eben auch nicht neu erfinden – und wenn doch, wäre das kaum sinnvoll. Denn erstens gibt es allgemeingültige, ziemlich klar definierte Gestaltungsprinzipien und zweitens haben sich bestimmte – wenn auch, kulturell bedingt, teilweise von einander abweichende – Seh- und Benutzungsgewohnheiten etabliert. Wenn man die ignoriert, leidet die Benutzerfreundlichkeit, und die Besucher werden ganz schnell die Website wegklicken oder den Prospekt in den Papierkorb werfen.
Aber wie kreativ kann man dann überhaupt sein?
Oft liest man, es komme auf die Kombination vorhandener Bauteile an, besser noch: auf die Kombination von Bestandteilen, die zunächst gar nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Ja, das stimmt, so kann man sicherlich auf Ideen für pfiffige neue Produkte kommen. Aber um etwas völlig Neues geht es ja oft gar nicht. In meinem Metier zum Beispiel, dem Webdesign, gibt es verschiedene »Bausteine«, zwischen denen man die Wahl hat und die man kombinieren kann: eckige/abgerundete Kanten, gerade/geschwungene Linien, Schlagschatten oder eine flache Wirkung, kalte/warme Farben, Navigationsmenü oben oder Textlinks in der Seitenleiste und so weiter und so fort.
Trotzdem stößt man bei all der Kombiniererei ziemlich bald an die natürlichen Grenzen. Damit muss man halt leben. Dennoch kann jede Website individuell aussehen. Wie man das letztlich erreicht, ist eine Frage, die sehr schwer zu beantworten ist, finde ich. Da spielen solche Sachen wie Erfahrung, viel Übung, Intuition, ein gutes Gespür für Form- und Farbharmonien und andere Dinge eine Rolle. Und sehr viel macht gutes Fotomaterial aus. Ein passendes Bild als Kopfbanner, das sich harmonisch in die Gesamtgestaltung einfügt, macht schon einiges her.
Aber die Frage bleibt offen, ob und wie man sich Kreativität antrainieren kann und welche Berufe überhaupt Kreativität erfordern. Hierauf gibt ein interessanter Artikel Antworten:
Mythos Kreativität – Abschied von den Klischees.
Ob die Kreativität nun ein Mythos ist oder nicht – ich behaupte, dass man, egal auf welchem Gebiet, nur dann wirklich schöpferisch wirken kann, wenn man sich intensiv mit ebendiesem Fachgebiet auseinander setzt.