Suchmaschinenoptimierung oder search engine optimization (SEO) ist zwar keine Geheimwissenschaft. Aber sie ist eine komplexe, zeitaufwändige, arbeitsintensive Angelegenheit. Fachwissen, Erfahrungswerte und eine gewisse Experimentierfreudigkeit sind auf jeden Fall erforderlich.
Nun ist es so, dass oftmals falsche Vorstellungen bei den Kunden über dieses Themengebiet herrschen. Einen Fall aus meiner Berufspraxis möchte ich kurz schildern. Die Interessentin hatte ihre ursprüngliche Domain, nennen wir sie xyzbeispiel.de, in der Vergangenheit aus mir nicht näher bekannten Gründen gekündigt. Vor gut einem halben Jahr entschloss sie sich dann, diese Domain wieder zu betreiben. Natürlich hatte sich ein Domaingrabber die frei gewordene Domain gebunkert und hätte sie nur gegen einen erheblichen Geldbetrag wieder abgegeben.
Kurzer Zwischenstopp hier. Wenn Sie Ihre Domain momentan, vielleicht wegen Geschäftsaufgabe, nicht benötigen, jedoch auch nur die Winzigkeit einer Chance besteht, dass Sie später mit Ihrem Geschäft neu durchstarten werden: Behalten Sie die Domain! Sie können den Webspace, also den Server-Speicherplatz, gerne kündigen, um Kosten zu sparen. Aber behalten Sie den Domainnamen und bezahlen Sie halt die zwölf oder vierzehn Euro pro Jahr. Denn wenn Sie die Domain kündigen, muss der Webhoster sie an die Registrierungsstelle (in Deutschland die DENIC) als frei geworden melden. Und so mancher Domainhändler wartet nur auf solche freien Domains.
Zurück zu unserer Interessentin. Die gekündigte Domain xyzbeispiel.de war ihr also in der Zwischenzeit weggeschnappt worden, und sie hatte dafür xyzbeispiel.com von einem Dienstleister anmelden, Speicherplatz dazu buchen und einen Shop installieren lassen. Sechs Monate waren umgegangen, der Shop lief nicht, sie schob es auf die Unfähigkeit des Dienstleisters und bat mich am Telefon um Tipps.
Weiterer Zwischenstopp. Dieser Dienstleister hatte die neue Domain auf seinen eigenen Namen registrieren lassen, nicht auf den der Kundin! Das ist eine absolute Unverschämtheit, da er nun alle Rechte an der Domain besitzt. Wenn Sie Ihrem Webdesigner nicht absolut vertrauen, weil Sie vielleicht erst kurz mit ihm zusammenarbeiten: registrieren Sie die Domain lieber selbst! Dann können Sie sicher sein, dass diese auch wirklich Ihnen gehört.
Ich erklärte der Anruferin, dass die Domains xyzbeispiel.de und xyzbeispiel.com für Google und andere Suchmaschinen zwei völlig unterschiedliche Dinge sind. Da hilft keine Namensgleichheit vor dem Punkt, da helfen nicht die bisherigen Shopkunden und da hilft schon gar nicht das Firmenlogo oder eine eingetragene Marke. Eine neu angemeldete Domain, die es vorher noch nie gegeben hatte, ist eben schlicht und ergreifend neu. Man fängt ganz von vorn an. Bitter, aber wahr. Natürlich kann man sich mittels Google AdWords an die Spitzen der Suchergebnisseiten bringen. Aber das geht auf Dauer richtig ins Geld. Und viele Benutzer lassen diese bezahlten Ergebnisse auch mittels Adblockern ausblenden.
Der Dienstleister hatte es jedenfalls nicht geschafft, die Domain innerhalb von sechs Monaten nach Abschaltung der teuren AdWords-Anzeigen mit irgendwelchen Suchbegriffen auf Suchergebnisseite eins zu bringen. Natürlich nicht, denn erstens kann man das mit seriösen Mitteln in dieser Zeit kaum schaffen, weil die Domain eben völlig neu ist, und zweitens ist er nicht auf Suchmaschinenoptimierung spezialisiert.
Kurzum, die Interessentin glaubte mir einfach nicht. Ich frage mich bloß, an wen sie sich wohl nach mir gewendet hat und ob es eine seriöse Agentur ist. Und hier sind wir endlich, nach langem Einstieg, bei der eigentlichen Thematik angelangt: Was ist denn eine gute und was ist eine schlechte SEO-Agentur?
Nun, ich würde sagen: eine unseriöse und daher schlechte Agentur macht unerfüllbare Versprechungen, wirft mit Fachbegriffen um sich und betreibt Geheimniskrämerei. Welche kuriosen Aussagen bei unseriösen oder ahnungslosen Suchmaschinenoptimierern oft anzutreffen sind, wird sehr schön beschrieben in dem Blogartikel SEO Agenturen: Welche Aussagen nicht kommen dürfen drüben bei Seokratie. Viel Spaß beim Lesen!
2013-08-17 um 12:14
Wow, einfach unglaublich, dass der Diensleister die Domian einfach auf seinen Namen registriert hat. Irgendwie scheint die halbe Onlinewelt Geld damit zu verdienen, der anderen Hälfte zu erklären, wie sie Geld im Internet verdienen könnnen… und das Wesentliche geht dabei oft verloren: Das (Informations)-Angebot für den Endkunden.
Danke für die sehr interessanten Einblicke in deine Berufspraxis. 🙂
2013-08-17 um 20:37
Freut mich, dass dir der Artikel gefallen hat, und danke für deinen Kommentar.
„Online Geld verdienen“ – das wäre auch noch ein interessantes Thema. Wenn ich so sehe, wie viele Schlaumeier für „ganz kleines Geld“ ihr „ganz großes Wissen“ anbieten, sodass quasi jedermann und jedefrau ruckzuck Millionär mithilfe des Internets werden kann – da könnte mir schlecht werden von solchem Schwachsinn.
Man erkennt solche Websites schon von weitem: viele gelbe Textmarkierungen und immer eine kostenlose PDF-Datei zum Download.
Alles klar.
2013-10-13 um 19:40
Haha 🙂 aber tatsächlich verdienen manche leute ihr geld rein nur übers internet. ich meine es wäre interessant mal aufzulisten was schwachsinn ist und was gute internetjobs sind, denn diese lassen sich meist von jedem beliebigen ort aus machen!