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E-Mail-Clients für GNU/Linux

Ich verwende ja seit vielen Jahren schon als E-Mail-Programm den Thunderbird von Mozilla und bin auch sehr zufrieden damit. Ich habe mir aber auch mal andere Programme angeschaut.

Thunderbird

Thunderbird ist ein Allround-Talent. Der Kalender Lightning muss seit Thunderbird 78 nicht mehr gesondert installieren, sondern er ist gleich inbegriffen. Und ein Adressbuch gehört sowieso schon immer dazu. Somit hat man einen kompletten PIM, einen Persönlichen Informations-Manager.

Evolution

Evolution erinnert recht stark an Microsofts Outlook. Es gefällt mir als Komplettlösung sehr gut, ich hatte es vor einiger Zeit einmal ausprobiert. Allerdings beansprucht es auch gewaltige System-Ressourcen. Ich hatte es bald wieder deinstalliert und kann deswegen an dieser Stelle keine genauen Aussagen mehr machen.

Kontact

Kontact ist der integrierte Personal-Information-Manager der Schreibtischumgebung KDE, kann aber genauso gut auch unter anderen Umgebungen betrieben werden – ich habe ihn unter Xfce getestet. Kontact bietet unter einem Dach E-Mail (KMail), Adressbuch (KAddressBook ), Kalender und Aufgaben (KOrganizer) und News-Feeds (Akregator). Zum Betrieb von Kontact ist Akonadi erforderlich.

Die E-Mails aus Thunderbird ließen sich gut importieren, bloß wurden sie alle als ungelesen markiert. Gut fand ich, dass die Ordnerstruktur beibehalten wurde. Die aus Lightning exportierte iCal-Datei mit den Terminen und Aufgaben konnte ich allerdings nicht in Kontact importieren.

Der Speicherverbrauch von Kontact ist sehr hoch. Die Größe im Arbeitsspeicher ist zwar etwas kleiner als bei dem fetten Thunderbird (ca. 220 MiB zu 378 MiB), doch die Größe im SWAP ist gigantisch (ca. 4,9 GiB zu 2,8 GiB).

Geary

Geary ist ein reines E-Mail-Programm. Es ist sehr schlank und hat eine übersichtliche Benutzeroberfläche. Mir persönlich gefällt es nicht so richtig. Meine Kritikpunkte:

  • Das Einstellungsmenü ist spartanisch, es bietet nur sehr wenige Konfigurationsmöglichkeiten.
  • Es lässt sich nicht einstellen, dass E-Mails nicht automatisch abgerufen werden sollen, sondern erst bei manueller Anforderung.
  • Die Quelltextansicht wird nicht in Geary selbst geöffnet, sondern es wird ein externer Editor aufgerufen (derjenige, der als Standardprogramm für die Anzeige von Texten im Betriebssystem eingestellt ist).
  • Geary hat kein Adressbuch, sondern sammelt bloß die Kontakte aus den Nachrichten, die es in den angelegten Konten findet.

Geary ist also am ehesten etwas für Leute, die ein reines und betont minimalistisches E-Mail-Programm haben wollen.

Sylpheed

Sylpheed ist schlank, aber leistungsfähig. Das Programm wirkt klar und aufgeräumt. Es lassen sich, genauso wie bei Thunderbird, entweder Nachrichten aller Konten oder nur eines bestimmten Kontos abrufen. Man kann vielfältige Filterregeln, Verarbeitungsabläufe und Automatisierungen einrichten, sodass das Programm einem später viel Arbeit abnimmt. Außerdem kann man sich Vorlagen erstellen. Ein Adressbuch gibt es auch, es ist aber nicht sonderlich komfortabel; man kann eigene Felder anlegen. Es lassen sich Adressen aus CSV-Dateien importieren.

Ein Kalender ist nicht vorhanden.

Sylpheed bietet Filter, Aktionen und Vorlagen. Ebenso wie in Thunderbird können empfangene Nachrichten farblich markiert werden. Namen für die Markierungen sind nicht voreingetragen, man kann selbst Bezeichnungen vergeben, also etwa »dringend«, »später« oder ähnliche. Sylpheed unterstützt keine HTML-Nachrichten, sondern nur Reintext.

Nachrichten, zu denen es Antworten gibt, werden in einer Thread-Ansicht angezeigt.

Claws Mail

Claws Mail ähnelt Sylpheed in auffälliger Weise. Es ist nämlich eine Abspaltung von Sylpheed und nannte sich ursprünglich Sylpheed-Claws. Doch schon lange geht Claws Mail eigene Wege. Die Funktionalität entspricht der von Sylpheed, allerdings lassen sich weitere Funktionen durch Plugins einbauen.

HTML-Nachrichten werden ebenso wie bei Sylpheed nicht unterstützt, mit einem Plugin lassen sich aber auch eingehende HTML-Nachrichten als solche darstellen.

2 Antworten zu »E-Mail-Clients für GNU/Linux«

  1. TheUpdater sagt:

    Auch ich habe mich nach dem PC-Umbau und Neuinstallation von Linux wieder etwas ausführlicher mit PIM beschäftigt.
    Reine Mail-Clients sind mir zu spartanisch, wie schon angemerkt. Und die Integration in den Desktop ist nicht so toll.
    Diese Integration fehlt allerdings auch Thunderbird. Und die Integration von CalDav (Nextcloud in meinem Fall) ist dort auch eher mittelprächtig.

    Da ich nach mehreren Versuchen, die neue Hardware ans Laufen zu bekommen, wieder bei Linux Mint Cinnamon „hängengeblieben“ bin, fiel die Wahl sehr leicht auf Evolution.

    Mail-Konten und NextCloud verbinde ich direkt über Cinnamon/Gnome in „Internetkonten“. Beim ersten Start von Evolution ist direkt alles da. Kalender, Termine inkl. aller Einstellungen, E-Mails… Benachrichtigungen sind direkt ins OS integriert. So macht PIM Spaß. Nicht wie die Doppelt- und Dreifach-Einrichtung, die man sonst so kennt (Windoze, Android). Vor allem, wenn man auf Privatsphäre Wert legt.
    Jedem mit halbwegs aktueller Hardware (min. 8 GB RAM, 4 CPU-Kerne) kann ich eine beliebige Gnome-Umgebung mit Evolution nur ans Herz legen.

  2. Torsten Kelsch sagt:

    Evolution gefällt auch mir sehr gut. Ich habe es, wenn ich mich richtig erinnere, unter Windows eine Zeit lang benutzt, bis die Entwicklung für dieses Betriebssystem eingestellt wurde. Ich empfand es als super Alternative zu Outlook/Outlook Express. Die längste Zeit meines Lebens arbeite ich allerdings nun schon mit Thunderbird, das meinen Ansprüchen ganz gut entspricht.

    Letztendlich scheint es mir so zu sein, dass man häufig bei dem bleibt, was man am meisten gewöhnt ist, und das in allen Bereichen, nicht nur bei Anwendungssoftware. Eine andere Anwendung oder Sache muss mir also schon einige für mich wichtige (Zusatz-)Funktionen bieten, sodass ich bereit bin zu wechseln.

    Gut ist ja immer, wenn man dann wenigstens die Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten hat, sodass man zwischen den jeweiligen Vor- und Nachteilen entscheiden kann. Das ist für mich das Schöne an der Vielfalt und das Hässliche an jeder Form von Monopolisierung.

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