Gcolor3: Farbpipette für GNU/Linux

Pipette

In der visuellen Gestaltung am Computer ist es ja oft erforderlich, Farben aufeinander abzustimmen. Nehmen wir als Beispiel ein Flugblatt, das man gerade entwirft und für das man als Ausgangsbasis bereits ein Foto ausgesucht hat: Freilich sollen nun sowohl die Hintergrundfarbe als auch die Schriftfarbe mit dem Foto harmonieren.

Gcolor3 – mein Lieblings-Farbwähler unter Linux

Als Gestalter muss ich natürlich oft genaue Farbwerte in Erfahrung bringen. Im Fall von gedruckten Medien, die man nicht selbst erstellt hat, muss man natürlich den Kunden fragen, ob er genaue Farbangaben von seinem Designer bekommen hat. Bei Medien, die auf dem Bildschirm dargestellt werden, hat man es da einfacher, denn es gibt Computeranwendungen, welche die Farben vom Bildschirm sozusagen »aufsaugen« können.

Minimalismus in der Naturfotografie

Gerade bin ich auf einen englischsprachigen Artikel gestoßen, in welchem es um minimalistische Naturfotografie geht.
Logo: Frames of Nature
Was heißt das? – Nun, insbesondere laienhafte Fotos sind bildlich oft stark überladen. Ganz schlimm ist es, wenn man als Betrachter gar nicht so recht weiß, was denn nun eigentlich gezeigt werden soll: Es gibt zu viele Details, einen zu unruhigen Hintergrund und kein klar herausgestelltes Hauptmotiv.

Doch Meisterschaft zeigt sich ja nicht darin, wie der Schriftsteller Saint-Exupéry sinngemäß gesagt hat, dass man nichts mehr hinzufügen, sondern darin, dass man nichts mehr weglassen kann. Das beschreibt für mich ganz gut, was mit Minimalismus gemeint ist. Und in einem Buch habe ich einmal gelesen, dass ein Fotograf (leider kann ich mich an dessen Namen nicht mehr erinnern) als wichtigste Regel die folgende aufgestellt hat: »Vordergrund, Vordergrund, Vordergrund!«

Nun könnte man diese Maxime natürlich auch umkehren und nur Hintergrund abbilden, Vordergründiges also völlig weglassen. Zum Beispiel findet man manchmal Landschaften, die leer und flächig daherkommen – riesige gelbe Rapsfelder oder endlose Wiesen mit nur vereinzelten Bäumen darauf. Oder man denke an Wüstenlandschaften. Diese »Leere« kann ebenso reizvoll sein wie ein groß abgebildetes Detail mit unscharfem Hintergrund.

Wie so eine minimalistische Fotografie aussehen kann und wie sie wirkt, kann man sich in dem oben schon genannten Blogartikel anschauen. Mir gefällt das erste Bild besonders gut – diese gleichförmige Wiese, die nur in der Helligkeit variiert (ein Schatten fällt anscheinend darauf), aber auf der keine Blumen, geschweige denn Bäume wachsen. Und ein einzelner dunkler Vogel steht in diesem hohen Gras. Besser hätte man die Stimmung nicht einfangen können, finde ich. Gut ist es natürlich immer, wenn man bei so einem sicherlich seltenen Motiv dann auch seine Kamera dabei hat.

Ich selbst bemühe mich ebenfalls immer wieder und immer mehr, Motive zu finden und zu fotografieren, die gerade durch ihre Reduziertheit wirken. Hier ist was aus 2014 – auf die Schnelle herausgesucht und sicherlich nicht mein bestes Bild – aber es zeigt vielleicht ganz gut, worauf es mir ankommt. Die Drähte im oberen Bereich gehören übrigens für mich zu dieser »künstlichen« Landschaft dazu, in die ja der Mensch eingreift, und deswegen wollte ich sie auch nicht wegretuschieren. Sie scheinen fast den Baum zu halten, nicht wahr? Und sie bringen ja, so geschwungen wie sie sind, auch ein wenig Dynamik ins Bild.
Minimalistische Landschaft (Torsten Kelsch)
Foto: Torsten Kelsch

Stapelverarbeitung von Bildern unter GNU/Linux

Um zum Beispiel Galerien auf Webseiten einzurichten, benötige ich ab und zu kleine Vorschaubildchen, die im Englischen als thumbnails oder kurz thumbs bezeichnet werden. Als ich noch unter Windows gearbeitet habe, habe ich für so etwas immer IrfanView verwendet (eine kommerzielle Lizenz kostet gerade einmal zehn Euro). Diese Software soll laut dem Anbieter Irfan Skiljan mit Hilfe von Wine auch unter GNU/Linux laufen – allerdings verwende ich, wo immer möglich, lieber native Linux-Anwendungen. Und so stieß ich kürzlich bei einer Suche nach einem Stapelverarbeitungsprogramm für Fotos auf einen Artikel bei BITblokes, in dem das Programm Phatch vorgestellt wird.

Phatch ist in Python programmiert und somit plattformunabhängig, und es gibt Installationspakete für verschiedene GNU/Linux-Distributionen. Auch unter Windows und Mac kann man die Software benutzen, vorausgesetzt, Python ist installiert.

Schon nach kurzer Einarbeitung kam ich gut mit dem Programm zurecht. Ich habe bisher nur Größenänderungen durchgeführt, aber noch nichts von den sonstigen Möglichkeiten der Bildmanipulation ausprobiert, wie zum Beispiel Filter, Metadaten oder Farben. So kann ich bislang nur sagen: Zumindest, wenn es um die Größenänderung mehrerer Fotos in einem Rutsch geht, ist Phatch (= PHoto & bATCH) gut geeignet, nachdem man verstanden hat, wie die Einstellungen vorzunehmen sind. Die Dokumentation war mir da recht hilfreich.

Phatch (PHoto bATCH)

Elegante Handschriften 2018

Ich habe von SoftMaker ein Rezensionsexemplar der CD-ROM »Elegante Handschriften 2018« zugesandt bekommen.

Elegante Handschriften 2018

SoftMaker hat vor kurzem eine neue Schriftensammlung mit fünfzig digitalen Handschriften im TrueType-Format herausgebracht. Diese Schriften lassen sich auf Windows, Linux und Mac installieren.

Einsatz von Handschriften

Handschriften lassen sich sehr gut dort einsetzen, wo eine sympatische, freundliche Atmosphäre erzeugt werden soll. Gern werden sie im Claim (Slogan) von Unternehmen in den Bereichen Handwerk und Dienstleistung verwendet, aber natürlich trifft man sie auch überall dort an, wo es um etwas Hausgemachtes, traditionell Handgemachtes geht oder wo Produkte zumindest so wirken sollen. Die heute weit verbreiteten serifenlosen Antiqua-Schriften haben zwar ein sehr klares Erscheinungsbild und sind in aller Regel gut lesbar, haben aber oft auch etwas Technisches, Kaltes an sich. Durch den sparsamen Einsatz von Handschriften-Fonts kann man eine Auflockerung erreichen. Und ich habe absichtlich das Wort sparsam verwendet: Denn man sollte solche Handschriften wohl dosiert und bewusst einsetzen. Als Mengentext eignen sie sich nicht so gut, als Hingucker dafür umso mehr.

Was diese Schriftensammlung bietet

Die Sammlung Elegante Handschriften 2018 beinhaltet fünfzig Fonts. Dreißig davon waren schon in einer vorherigen Ausgabe enthalten – zwanzig sind also jetzt dazu gekommen. Der Preis von knapp 20 Euro ist sehr moderat, denn man erhält hübsche und auch recht unterschiedliche Schriften, von eher schlicht über verspielt bis nostalgisch-geschwungen. Manche dieser Handschriften muten eher weiblich an, andere mehr männlich.

Elegante Handschriften 2018, Übersicht
(Aufs Bild klicken zum Vergrößern)

Auf der Website von SoftMaker kann man sich liebevoll gestaltete Muster anschauen. Hier nur eine kleine Auswahl:

Schriftmuster Elegante Handschriften

Qualität dieser Fonts

Ich habe in der Vergangenheit schon mehrere Schriftpakete von SoftMaker gekauft und war mit der Qualität immer sehr zufrieden.

Und auch diese Handschriften machen wieder einen ordentlichen Eindruck. Sie sind alle recht unterschiedlich von ihrer Wirkung her, sodass sie sich für diverse Einsatzzwecke eignen. Sie haben recht verschiedene Laufweiten, Strichstärken und Verhältnisse der Höhe der Kleinbuchstaben zu den Großbuchstaben. Die meisten der Schriften finde ich gut lesbar. Kleiner als 12 Punkt würde ich einige allerdings nicht setzen. Hier die Schriften Jaz und Brouet, (im Text­bearbeitungs­pro­gramm TextMaker) in 30 Punkt und in 12 Punkt:

Schriften Jaz und Brouet in TextMaker.png

Der Ausdruck mit meinem HP-Laserdrucker auf Standardpapier in der Größe DIN A4 zeigte in beiden Fällen ein sehr schönes und ausgewogenes Schriftbild.

Installation

Für die Installation auf Windows-Betriebssystemen wird ein Installationsprogramm mitgeliefert:

Fontmanager

Auf dem Apple Mac erfolgt die Schrifteninstallation ganz einfach durch einen Doppelklick auf die Schriftdatei.

Auch unter GNU/Linux klickt man doppelt auf die Datei; es öffnet sich dann der Schriftbetrachter, und hier betätigt man die Schaltfläche Installieren.

Schriftartenbetrachter

Wenn man viele oder gar alle der fünfzig Fonts installieren möchte, ist es natürlich sehr mühselig, auf diese Weise jeden einzeln zu installieren. Man kann es sich aber einfacher machen. Wissenswert ist zunächst Folgendes: In dem Fall, dass man die Fonts als normaler Benutzer und nicht als Root installiert, werden sie im persönlichen Bereich unter dem versteckten Verzeichnis /home/[benutzername]/.local/share/fonts gespeichert – zumindest ist das in der von mir verwendeten Distribution der Fall. Und hier kann man sie natürlich ebenso gut einfach von der CD hinein kopieren; man muss nur vorher im Dateimanager einstellen, dass versteckte Verzeichnisse (die mit dem Punkt vor dem Namen) angezeigt werden sollen.

Beim nächsten Start etwa des Textverarbeitungsprogrammes stehen sie dann zur Verfügung. Doch halt – das war bei LibreOffice Writer der Fall, nicht jedoch bei TextMaker, dem Schreibprogramm aus SoftMaker Office. Doch die Lösung war bald gefunden – ich musste den oben genannten Ordner als zusätzlichen Schriftenpfad in TextMaker angeben:

Zusätzliche Schriftenpfade in TextMaker angeben

Lizenz und Preis

Die Lizenz erlaubt es einem Einzelbenutzer, die Fonts für Design und Druck zu verwenden und sie in PDF-Dokumente einzubetten. Nicht erlaubt ist die Erstellung von E-Books und auch nicht die Verwendung als Webfonts, also die Einbindung in Webseiten (Webfonts bietet SoftMaker gesondert an). Der Preis der Sammlung liegt bei € 19,95 für die Download-Version. Eine Backup-CD lässt sich bei Bedarf für € 4,99 dazukaufen.

Was bedeutet Bleed im Printbereich?

Im Vektorgrafikprogramm Gravit Designer stieß ich auf den Begriff Bleed. In ähnlicher Software war mir dieser Begriff bisher noch nicht untergekommen, und ich kannte ihn auch nicht. Nun, diese Unkenntnis möge man mir verzeihen, da ich kein gelernter Mediengestalter Digital und Print, sondern Bild und Ton bin – was mich freilich nicht davon abhält, Webseiten und Printwerbung zu gestalten, statt mit Kamera und Mikrofon zu hantieren (wenngleich auch das gelegentlich vorkommt).

Denken konnte ich mir allerdings schon, was mit Bleed gemeint ist: nämlich dass Bilder (seltener auch Texte) bis zum Rand des Mediums bzw. darüber hinaus reichen. Auf Flugblättern findet man so etwas oft vor. Die Texte haben natürlich in aller Regel einen Abstand zu den Rändern des Flugblattes, aber ein farbiger Hintergrund oder ein Foto können ja durchaus diesen Rahmen sprengen. Ein weißer Rand um alles herum wäre gestalterisch natürlich in den meisten Fällen recht unschön.

Bleed

Da die Schneidemaschinen in der Druckerei immer ein wenig Spiel haben, dürfen die Bilder oder Farbflächen nicht genau am Rand enden, sondern müssen immer etwas darüber hinaus fließen; man muss also etwas Beschnitt dazugeben, je nach Anforderungen der Druckerei so um die zwei Millimeter. Bei Thought.Co ist alles sehr schön erklärt; ich übersetze einen kleinen Teil des englischen Textes wie folgt:

Im Druck, wenn irgendein Bild oder Element auf einer Seite den Seitenrand berührt und über die Schnittkante hinausläuft, ohne einen Abstand zu lassen, spricht man vom Bluten. Das Element kann über eine oder mehrere Kanten bluten. Fotos, Lineale, Cliparts und dekorative Textelemente können alle über die Seite hinaus bluten.

Man muss also auf jeden Fall die Elemente im Layout über die Ränder der Seiten hinaus laufen lassen. Denn falls in der Druckerei nur geringfügig außerhalb der eigentlichen Kanten geschnitten wird, der Flyer also anders gesagt auch nur einen Millimeter je Seite zu groß ist, erhält man natürlich einen nicht gewollten und unschönen feinen weißen Rand. Und falls die Grafiksoftware die von der Druckerei geforderte Beschnittzugabe nicht anlegen kann, muss man die Seitengröße in den Einstellungen um die entsprechenden Millimeter vergrößern.

Kostenfreie Fotos auf Pixabay

Auf Pixabay bekommt man kostenfreie Fotos, die unter der Lizenz Creative Commons CC0 stehen. In den Lizenzbedingungen wird dieses Lizenzmodell folgendermaßen erklärt:

Alle bereitgestellten Bilder und Videos auf Pixabay sind gemeinfrei (Public Domain) entsprechend der Verzichtserklärung Creative Commons CC0. Soweit gesetzlich möglich, wurden von den Autoren sämtliche Urheber- und verwandten Rechte an den Inhalten abgetreten. Die Bilder und Videos unterliegen damit keinem Kopierrecht und können – verändert oder unverändert – kostenlos für kommerzielle und nicht kommerzielle Anwendungen in digitaler oder gedruckter Form ohne Bildnachweis oder Quellenangabe verwendet werden. Dennoch wissen wir einen freiwilligen Link auf die Quelle Pixabay sehr zu schätzen.

Nun ist es zwar nach deutscher Urheberrechts-Gesetzgebung nicht möglich, dass die Schöpferin oder der Schöpfer eines künstlerischen Werkes auf ihr oder sein Urheberrecht verzichtet, sondern es ist dauerhaft an die Person gebunden. Allerdings kann ein Urheber Nutzungsrechte vergeben, die sehr unterschiedlich sein können: ausschließlich, nicht-ausschließlich, für bestimmte Medien, für eine bestimmte Dauer usw. In anderen Ländern kann die rechtliche Lage völlig anders sein.

Da die Fotografen auf Pixabay auf eine Namensnennung verzichten und Pixabay selbst ebenfalls keinen Quellenhinweis zwingend fordert, müssten meiner Ansicht nach die Bilder tatsächlich frei genutzt werden können. Eine rechtsverbindliche Auskunft kann aber nur ein Fachanwalt geben. Gute Erklärungen zum Urheberrecht geben die Anwälte Reichhardt & Schlotz auf ihrer Website.

Bilder unter Linux fürs Web komprimieren

Ich bin vor kurzem von Windows auf Linux umgestiegen und habe mich als Webdesigner gefragt, ob es auch für Linux Werkzeuge gibt, die Bilddateien effektiv, aber möglichst verlustarm komprimieren können. Unter Windows hatte ich dazu IrfanView mit dem RIOT-Plugin verwendet – für Linux gibt es diese beiden Programme leider nicht. Und ich möchte nur in Ausnahme­fällen Windows-Software mit Hilfe von Wine unter Linux laufen lassen.

Im Blog meines Berufskollegen Marc Chiroiu fand ich eine mögliche Lösung: In einem seiner Artikel stellt er eine Software namens Trimage vor. Ich habe Trimage daraufhin selbst getestet. Dieses Werkzeug entfernt EXIF- und andere Metadaten aus den Bilddateien, wodurch die Dateigröße reduziert wird, ohne irgendetwas an der Bildqualität zu verändern. Darüber hinaus verwendet die Software die Techniken optipng, pngcrush, advpng und jpegoptim, je nach Dateityp – unterstützt werden die Formate PNG und JPG. Wenn das Bildbearbeitungsprogramm, das man benutzt, aber selbst schon diese oder ähnliche Techniken anwendet, kann Trimage die Größen der Bilddateien allerdings nicht weiter verkleinern, denn irgendwo ist ja die Grenze des Machbaren, wenn man ohne Verluste komprimieren will.

Trimage kann man als Kommandozeilen-Tool oder mit grafischer Benutzeroberfläche verwenden. Es ist quelloffen, kostenlos und steht unter der MIT-Lizenz.

Wenn die Dateigrößen der Bilder nach der Behandlung mit Trimage einem immer noch zu fett fürs Web erscheinen (Ladezeit!), hat man natürlich noch die Möglichkeit, sie verlustbehaftet zu komprimieren, indem man zum Beispiel die Kompressionsrate erhöht oder die Bilder kleiner skaliert. Und vielleicht muss es ja auch nicht immer ein farbiges Bild sein, sondern es reicht eins in Graustufen.

Stilvolle Fotogrüße ganz einfach?

Der deutsche Software-Hersteller Ashampoo vertreibt unter anderem System-, Multimedia- und Grafiksoftware. Zum Beispiel benutze ich gern deren Brennprogramm oder ihr Snap, mit dem man Webseiten fotografieren kann, und zwar auch die Teile, die außerhalb des gerade auf dem Monitor sichtbaren Bereiches liegen.

Aber als ich ihre Grafiksoftware Photo Card 2 ausprobiert habe, war ich doch arg enttäuscht. Man soll damit auf einfache Weise elektronische Grußkarten erstellen können, und das stimmt auch, die Bedienung ist sehr leicht. Doch das erste Wort in der Werbeaussage »Stilvolle Fotogrüße ganz einfach« finde ich, gelinde gesagt, ein wenig übertrieben. Stil mag ja immer auch ein bisschen Geschmackssache sein, aber wenn man als Benutzer keine Möglichkeit hat, die Farbgebung des eigenen in die Vorlage eingefügten Fotos an ebendiese Vorlage anzupassen oder umgekehrt, dann kommt doch schnell etwas zustande, das mit »stilvoll« recht wenig bis gar nichts zu tun hat, aus gestalterischer Sicht.

Und darüber hinaus finde ich die angebotenen Vorlagen auch verdammt nah am Kitsch. Viele davon haben mit gutem, stilvollem Geschmack in etwa so viel zu tun wie die Exponate in den Schaufenstern von bahnhofsnahen Souvenirläden. Aber gut, mit dieser furchtbaren, vielleicht schon all zu einfachen Ashampoo-Software kann sich jeder wie ein großer Künstler vorkommen und seine Machwerke an die lieben Verwandten, Freunde und sonstigen mehr oder weniger interessierten Menschen versenden – zum Beispiel per E-Mail, Picasa oder Facebook. Na dann: Viel Spaß!

Klassifizierung von Schriften

Schon als junger Bursche habe ich mich in meiner ersten Ausbildung zum Schauwerbegestalter sehr für Typografie interessiert, und in meiner zweiten Ausbildung zum Mediengestalter und in der jetzigen beruflichen Tätigkeit tue ich das noch viel mehr. Eine gut gestaltete Schrift ist so schön wie eine gute Fotografie, finde ich. Und ich freue mich, wenn ich es in seltenen Fällen mal schaffe, jemanden für Typografie zu begeistern.

Doch schwierig ist die Sache mit der Klassifizierung. Natürlich kann man ganz grob sagen: Es gibt Schriften mit Serifen, ohne Serifen, mit betonten Serifen, es gibt gebrochene Schriften und dann noch die Schreib- und Schmuckschriften. Ja gut, aber Schrift hat sich im Laufe vieler Jahrhunderte entwickelt und verändert, ähnlich wie Sprache, Kleidung, Musik, Architektur und so weiter. Es gibt also unheimlich viele verschiedene Stile, die sich manchmal nur in Feinheiten unterscheiden. In Deutschland ist die Klassifizierung nach DIN 16518 üblich, und es gibt hier elf Schriftkategorien. Jan Öztürk-Lettau stellt auf seiner Website oezet.de sehr anschaulich dar, wie man Schriften unterscheiden und zuordnen kann.

Zu der Unterteilung nach DIN 16518 gibt es durchaus kritische Stimmen, denn nicht alle Zuordnungen erscheinen als logisch. Und auch ich empfinde die DIN-Klassifizierung als teilweise verwirrend. Wo ich mich mehr mit anfreunden kann, ist die Schrift-Unterteilung (Classification of Type), die ein Lehrer namens John Magnik aus Melbourne, Australien, auf seiner offensichtlich uralten, aber nichtsdestotrotz immer noch nützlichen und informativen Website typography1st.com vorstellt. Hier werden die feinen Unterschiede der verschiedenen typografischen Zeitalter per Text und Bild sehr gut veranschaulicht. Da hier englische Begrifflichkeiten verwendet werden, werden mir als Deutschem auch die englischen Bezeichnungen der vielen Schriftenhersteller oder -händler verständlicher.

Typografie ist ein sehr weites Feld und wir haben uns hier nur mit einem kleinen Teilbereich befasst. Ich muss gestehen: Ich weiß ganz bestimmt nicht alles, was es auf diesem Fachgebiet zu wissen gäbe (gelernte Schriftsetzer werden da deutlich fitter sein), doch ich finde die Thematik spannend und lerne immer mal wieder was dazu.


Torsten Kelsch